Dienstag, 2. Februar 2016

Unter Druck gesetzt

Man weiß ja bekanntlich oft solange nicht wozu man der Lage ist, bis man es denn wirklich tun muss. Diese Erfahrung durfte gestern auch die Mausbeerenmama machen.

Diese Geschichte, die – rückblickend – wie das erste Wickeln des Mini-Beerchens im Inkubator sicher einmal als heitere Anekdote erzählt werden wird, war allerdings, genauso wie das Wickeln seinerzeit, purer Stress für die Mama. Trotzdem schon einmal ein dickes Lob mit Sternchen und ein Pfadfinder-Abzeichen zum Annähen, verliehen für besonnenes Handeln!

Einleitend möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Beeren-Detail lenken, dass unscheinbar doch auf fast jedem Bild von ihr zu sehen ist. Die Button-Schläuche der Magensonde (hier noch einmal in groß dargestellt)

haben mit Sperr-Clip und dem lila Konnektor am Ende gleich mehrere Stellen die im Alltag zum Problem werden können. Nämlich genau dann, wenn man irgendwo damit hängen bleibt (oder die Dame wie an einem Fitness-Expander daran zieht) und damit Zug auf den Schlauch und den innenliegenden Wasserballon ausübt. Im schlimmsten Fall kann dabei sogar der Button mit Ballon herausgezogen werden. Genau dies musste nach Murphys Gesetz irgendwann einmal passieren. Und es passierte gestern.

Beim Hochheben aus ihrem Thron in der Küche blieb der lila Konnektor an einer der vielen verwinkelten Ecken hängen, und "Plopp", saß der Button plötzlich alleine im Stuhl. Schreck! In dieser Situation, und das haben wir einige Male beigebracht bekommen, muss die erste Priorität dem Offenhalten des Durchgangs gelten, relativ egal mit was (in offensichtlichen hygenischen Grenzen natürlich). Natürlich kann alles auch nachträglich wieder eröffnet werden, das sollte immer aber nur Plan C oder D sein. Plan A der Mama war das direkte Zurückstecken des Buttons mit verkleinertem Innenballon, durch die Schwabbelhaftigkeit des Verbindungskanals des Button die er im Laufe seiner Lebensdauer bekommen hat, wollte dies aber nicht gelingen. Ein neuer Button befand sich auch nicht in unmittelbarer Griffweite, also ist die Mama zu Plan B (oder A2?) übergegangen und hat ein paar sterile Absaugkatheter für das Tracheostoma ausgepackt und an dieser ungewöhnlichen Stelle ins Beerchen appliziert. Sah gewagt aus, Jubelstürme hat man auch von keiner Seite vernommen, ist aber die perfekte Lösung gewesen! Der neue, noch etwas steifere Button konnte anschließend wunderbar wieder eingeführt werden, wie man es uns in der Herforder Kinderklinik bereits einmal vorgemacht hatte. Und auch die junge Dame war nach wenigen Minuten schon wieder am Grinsen, und hat damit die Mama aufgrund des herrschenden Stresslevels bei der Aktion noch um einige Zeit überholt.
Das Corpus Delicti mit gefülltem...
...und leerem Ballon.
Als sich dann doch alle Gemüter beruhigt hatten, konnte man sich einer neuen, kleinen, hilfreichen Ergänzung zum Tracheostoma widmen. Aus Amerika wurden nämlich kleine Verschlusskappen geliefert, die die Kanüle im Beerenhals nicht wie das Passy-Muir-Sprechventil nur in eine Richtung undurchlässig machen, sondern sie einfach komplett abdichten (für Interessenten: hier geht es zur Webseite von lcaps).
Farblich passende Käppchen für jedes Outift.
Rosa ist die Farbe des Tages!
Bei näherer Betrachtung verstehe ich den Aufwand nicht so ganz, die Teile sehen irgendwie so aus, als würde ich gleichwertigen Ersatz x-fach bei jedem Baumarktbummel finden können, ohne jetzt spontan die passende Abteilung benennen zu können ;-).

Mit diesen Abdeckkappen hatte die Mama jetzt die Gelegenheit als Retourkutsche die Beere "unter Druck" zu setzen, muss doch die Luft nun in beide Atemrichtungen den "normalen" Weg entlangströmen. Da die Dame eine ungeblockte ("nicht nach oben abdichtende") Kanüle trägt, klappt das auch hervorragend. Nicht jedes Kind mit Tracheostoma toleriert und verträgt dies, aber da wir schon lange Erfahrung mit dem Sprechventil hatten, waren wir für diesen Test extrem optimistisch. Bei ausreichender Nebenluft gibt es wenig Gründe die dagegen sprechen die Atmung so natürlich wie möglich zu gestalten, wie bei jedem anderen Kind halt auch. Und das Beerchen hat alles super mitgemacht und war im weiteren Verlauf des Abends noch extrem(!) gut drauf, eigentlich lassen sich die Stunden vorm Zubettgehen als Dauer-Lachanfall umfassend beschreiben. Ein süßes Video vom Abend, bei dem ein anderer Button eine Rolle spielt, sollte übermorgen an dieser Stelle erscheinen.

Erkenntnis des Tages:
Ruhe bewahren, die Mama macht das schon, aber trotzdem muss die Kriseninterventionstasche unter den Eindrücken des Tages einmal neu inspiziert werden, um auf noch mehr Unvorhersehbarkeiten vorbereitet zu sein. Murphy halt.

2 Kommentare:

  1. Was ein Glück, dass die Mausbeere ein Tracheostoma hat. :) Die Idee mit den Absaugkathetern ist auf jeden Fall echt super.

    Und noch mehr Glück das es die netten Käppchen in so vielen modischen Farben gibt. :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hi Schnuffelsocke!

      Ja, manchmal schlägt das Schicksal schon seltsame Haken, und man weiß erst einige Zeit später wofür irgendwas dann doch noch gut ist. Wobei sich das Tracheostoma auch für sich genommen schon ausgezahlt hat. Und die Halstücher stehen unserer jungen Dame ja nun auch wirklich gut!

      Liebe Grüße
      Olli, Steffi & "Mausbeere" Annika

      Löschen