So, jetzt aber zum eigentlichen Thema und zur Erklärung des Beitragstitels - diesen alten, afrikanischen und wie ich finde sehr weisen Spruch hat der Kinderarzt der Mausbeere in ihren ersten Lebensmonaten mal fallen lassen, als es um irgendeine Fördermaßnahme ging, die er zu dem Zeitpunkt noch für zu früh hielt. Ich muss gestehen, dass ich damals zwar die Worte, aber noch nicht den kompletten Sinn dieses Sprichwortes verstanden habe. Gerade in der ersten Zeit mit einem "besonderen" Kind hat man ja das Gefühl, dass schon "alles in Ordnung kommt", wenn man möglichst viele Therapien etc. mitmacht.
Unsere Mausbeere hat uns mittlerweile aber gezeigt, wie wahr dieser Spruch tatsächlich ist - wir beobachten ja schließlich in schöner Regelmäßigkeit ganz wunderbare Entwicklungsschritte bei ihr, aber nur, wenn SIE SELBST dazu bereit ist und nicht wenn einer ihrer zahlreichen Therapeutinnen meint, dass sie irgendetwas tun sollte. Ein schönes Beispiel dafür war ja die plötzliche Entdeckung der Füße mit den höchst interessanten Socken, die sie - laut regulärem "Entwicklungsplan" - eigentlich irgendwann im ersten Lebensjahr schon hätte entdecken sollen, für die sie aber tatsächlich erst mit etwas über zweieinhalb Jahren ein Faible entwickelt hat. Hätte mir jemand in den ersten Wochen von dem tatsächlichen Lerntempo der Mausbeere erzählt, hätte mich das vermutlich schockiert - mittlerweile würde ich dagegen manchmal gerne in die Vergangenheit reisen und meinem jüngeren Ich sagen, dass alles in wunderbarer Ordnung ist und ich die Sorgen und Ängste in dieser Richtung getrost fallen lassen kann!
Mittlerweile ist es uns tatsächlich komplett wurscht, wann unser Töchterchen die Dinge lernt, die sie können möchte, was natürlich nicht heißt, dass wir sie nicht bestmöglichst mit den notwendigen Therapien unterstützen und selbstverständlich freuen wir uns wie Bolle, wenn sie wieder etwas geschafft hat. Wir wissen jetzt einfach, was sie mit ihrer wunderbaren und irgendwie ganz selbstverständlichen Zielstrebigkeit erreichen kann, da vertrauen wir ihr voll und ganz. Der wunderschöne Text über "die Welt der Uhren" mag zur Entwicklung dieser Einstellung übrigens auch einen kleinen Teil beigetragen haben.
Aber diese ganzen lebensphilosophischen Betrachtungen habe ich ja nicht ohne einen bestimmten Anlass von mir gegeben, denn als ich die Mausbeere kürzlich beim Malträtieren ihrer heiß geliebten Teeflasche beobachtet habe, kam mir ein Begriff in den Sinn, der uns in den ersten Lebenswochen und -monaten der jungen Dame quasi verfolgt hat. Für das Trinken aus der Flasche ist nämlich der sogenannte "Lippenschluss" um den Sauger sehr wichtig, damit ein richtiges Saugvakuum aufgebaut werden kann und nicht zuviel Luft geschluckt wird. Damit hatte die Mausbeere von Beginn an so ihre Probleme - zuerst waren die Trinksauger immer viel zu riesig für ihre winzige Schnute (die sie auch nicht besonders weit auf bekommt). Aber auch, als sie vor gut einem Jahr den Bogen raus hatte und gelegentlich sogar ganze Fläschchen geleert hat, geschah dies ja eher mit einer sehr eigenwilligen Kautechnik, bei der die Lippen den Sauger oft gar nicht erst berührt haben ;-)
Vor ein paar Tagen hatte sich unsere junge Dame allerdings in den Kopf gesetzt, dass es jetzt an der Zeit wäre, der Welt den perfekten Lippenschluss mit weit in den Mund gelutschtem Trinksauger zu zeigen. Ich habe absolut keine Ahnung, wo sie das auf einmal schon wieder gelernt hat, aber ich bin froh, zu dem Zeitpunkt die Kamera griffbereit gehabt zu haben!!!
Boah... Annika wird immer größer und toller.
AntwortenLöschenAber am tollsten finde ich, dass sie sich nicht davon unterkriegen lässt, das sie eine Glücksflosse hat, sondern diese auch zielgerichtet einsetzt.
Faszinierend... Könnte mir vorstellen, dass normale / gesunde Menschen damit erhebliche Schwierigkeiten hätten, wenn ihnen da plötzlich was am Arm fehlen würde.
Respekt vor deiner neuen, tollen Leistung, Königin Mausbeere!
Wir sind auch immer wieder total fasziniert, wie schön die Mausbeere ihre Glücksflosse einsetzt! Ich denke mal, wenn man mit so einer "Spezialausstattung" auf die Welt kommt, ist man in der Lage ganz andere Strategien zu entwickeln, damit umzugehen. Wenn man erst später einen Teil seiner Hand verlieren würde, muss man ja die alt eingefahrenen Handlungsmuster umprogrammieren, was bestimmt extrem schwierig ist.
LöschenTrotzdem gibt es wohl auch Kinder mit Handfehlbildung oder sonstigen Einschränkungen, die die schwächere Seite total vernachlässigen und somit gar nicht einsetzen. Da sind wir natürlich doppelt froh, dass das bei der Mausbeere nicht der Fall ist!
Liebe Grüße,
Königinnen-Mama Stefanie, Altregent Oliver und "Mausbeerenkönigin" Annika